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Klimawandel: Zwischen Gletschereis und Wüstensand

Petershagen. Sind es nur Wetterkapriolen, die es immer schon mal gab? Oder ist das Wettergeschehen wirklich in einem tiefgreifenden Wandel begriffen und hat das menschliche Handeln daran eine Mitverantwortung? Fragen, die sich nicht mehr nur Wissenschaftler stellen.

Kaum ein Tag vergeht, an dem in den Medien angesichts der langandauernden Wärme und Trockenheit in diesem Jahr nicht über das Wetter berichtet und über das Thema Klimawandel diskutiert wird. “Noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland gab es so spät im Jahr eine solch lange Serie von aufeinander folgenden Sommertagen”, teilte der Deutsche Wetterdienst zuletzt zu den ungewöhnlich warmen Tagen Mitte Oktober mit. Und dazu: “In einigen Regionen könnte 2018 das trockenste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn werden.”

Auch an der Weser fallen die immer breiter werdenden Uferstreifen ins Auge. Sollte es nicht bald ausgiebig regnen, steuert auch die Weser auf einen Tiefststand zu, da die Wasserabgabe aus der Edertalsperre in die Weser mittlerweile praktisch eingestellt ist, wie aus dem Wasser- und Schifffahrtsamt Minden verlautete. Auch wenn es den einen oder anderen Rekordwert auch schon früher gab, angesichts der immer kürzer werdenden Zeitabstände zwischen neuen Höchstmarken besteht in der Wissenschaft kaum noch Zweifel, dass wir es nicht mehr nur mit normalen Schwankungen innerhalb einer bekannten Palette zu tun haben, sondern dass die Wetterabläufe zunehmend die gewohnten Bahnen verlassen.

Ein Blick in die Erdgeschichte

Klimaänderungen, teils auch extremer Art, waren und sind auf dem Planeten Erde grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Selbst die Sahara war vor wenigen 1000 Jahren noch eine grüne Landschaft, die sich erst im Zuge von Klimaveränderungen in eine lebensfeindliche Wüste verwandelt hat. Auch das Fleckchen Erde, das wir heute Stadt Petershagen nennen, hat im Verlauf der Erdgeschichte zwischen arktischer Eiswelt und glühendheißer Wüste ganz unterschiedliche Klimaverhältnisse und daraus resultierende Landschaftsformen erlebt – schon bevor die Spezies Mensch in der Evolution an der Reihe war. Die Belege dafür finden Geowissenschaftler im Boden und in den Gesteinen unter unseren Füßen. Ein Beispiel: die Findlinge im Neuenknicker Findlingswald wurden vor etwa 200.000 Jahren von Skandinavien in unsere Region verfrachtet – “auf dem Rücken” eines gewaltigen Gletschers unter den klimatischen Bedingungen der Eiszeit. 

Der eigentliche Energielieferant und damit Motor für das Erdklima sitzt weit entfernt. Die Sonne ist Klimafaktor Nummer eins und treibt mit der Wärme, die die Kernreaktionen in ihrem Inneren produzieren, die Bewegung von Luft und Wasser auf der Erde an. Über längere Zeiträume ist diese Lieferung auch natürlichen Veränderungen unterworfen, unter anderem bedingt durch Schwankungen in der Entfernung zwischen Erde und Sonne oder in der Neigung der Erdachse. 

Daneben gab und gibt es auch auf der Erde selbst natürliche Faktoren, die das Klima beeinflussen können. Hierzu ein Extrembeispiel: Vor etwa 250 Millionen Jahren gab es in Sibirien verheerende Vulkanausbrüche, bei denen genug Basalt gefördert wurde, um ganz Europa mit einer mehrere hundert Meter mächtigen Lavaschicht zu bedecken. Dabei wurden auch unglaubliche Mengen von Treibhausgasen in die Atmosphäre geblasen, die diese in ein solches Treibhaus verwandelte, dass Wissenschaftler darin einen wesentlichen Grund für das vielleicht größte Massensterben in der Erdgeschichte sehen. Danach dauerte es Jahrmillionen, bis sich die höheren Lebewesen wieder einigermaßen erholt hatten und die Evolution weiter voran schreiten konnte.

Als Folge des technologischen Fortschritts reden wir heute über einen Temperaturanstieg in der Atmosphäre, für den die meisten Wissenschaftler die Verantwortung bei der Menschheit selbst sehen. Als der Mensch auf der Bildfläche erschien, bestimmten die Klimagegebenheiten von Anfang an seinen Lebensraum und seine Lebensweise. Dass dieses Prinzip auch in einer hochtechnisierten Welt immer noch gilt, hat der Sommer 2018 auch uns modernen Mitteleuropäern drastisch in Erinnerung gerufen. Denn was wäre, wenn es auch im kommenden Winter nur unzureichende Niederschläge geben und sich der nächste Sommer ebenso trocken präsentieren sollte wie der Sommer 2018?

Text: Klaus-Peter Vogel und Dietmar Meier, Fotos: Dietmar Meier

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