Samstag, 6. Juli 2024

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Standort Heisterholz – Dachziegelwerk Heisterholz

Die Dachziegelwerke in Heisterholz gehören zu den ältesten Unternehmen im gesamten Stadtgebiet von Petershagen.

Heisterholz (ddm). Die Dachziegelwerke in Heisterholz, die mittlerweile Teil der BMI Gruppe sind, gehören zu den ältesten Unternehmen im Stadtgebiet von Petershagen. Im Gespräch mit Werksleiter Maik Röwer hat der Petershäger Anzeiger einmal über die aktuelle Situation im Werk und die erwartete Entwicklung gesprochen.

Um die Baubranche insgesamt ist es derzeit bekanntlich nicht gut bestellt, die Konjunktur kränkelt. Welche Auswirkungen hat das auf die Produktion von Dachziegeln in Heisterholz?Auch wir erleben natürlich, dass der Bedarf an Baustoffen eingebrochen ist und produzieren deshalb mit verminderter Kapazität. Uns kommt in dieser Situation allerdings zugute, dass wir uns auf eine solche Situation in besonderer Weise vorbereitet haben. Zum Jahreswechsel 2021/22 haben wir ein technisches Großprojekt umgesetzt, das uns in der aktuellen Situation einiges an Spielräumen eröffnet. Das betraf zum einen die Erneuerung eines Teils unseres Trockners, der dazu auch mit einer neuen Steuerung versehen wurde. Diese orientiert sich nicht mehr an gemessenen Temperaturen, sondern jetzt an der Luftfeuchtigkeit, wodurch sich die Abläufe deutlich besser regeln lassen. Die zweite Maßnahme betraf die Wärmerückgewinnung, um energieeffizienter arbeiten zu können. In den Ofen wird jetzt Verbrennungsluft zurückgeführt, die bereits auf 250 Grad vorgewärmt ist. Das spart erhebliche Energiemengen und dementsprechend auch Kosten. Bei den anschließenden Messungen haben wir festgestellt, dass wir den Energieverbrauch pro Ziegel durch die Kombination der Maßnahmen um rund 10 Prozent senken konnten. Das ist für die Ziegelindustrie eine enorme Verbesserung, eine richtige Hausnummer. Weil die Maßnahmen so erfolgreich war, werden diese jetzt auch in anderen Werken von BMI umgesetzt. Uns kommt darüberhinaus in der aktuellen Situation auch zugute, dass sich mit dieser neuen Technik auch die Anlage insgesamt noch einmal besser regeln lässt. Als der Markt etwa im zweiten Quartal des letzten Jahres deutlich eingebrochen ist, haben wir mit Kurzarbeit reagiert und zeitgleich ein neues Schichtsystem und eine neue Fahrweise des Ofens eingeführt. Die Ziegel werden derzeit langsamer durch den Ofen gefahren, so dass wir derzeit nur mit zwei Drittel Leistung produzieren. So etwas ist in der Ziegelbranche eigentlich ein „No Go“. Wenn man langsamer fährt, steigt der Energieverbrauch pro Ziegel – eigentlich. Mit der neu eingebauten Technik ist es uns aber gelungen, eine Fahrweise zu finden, dass wir mit gleichem spezifischen Energieverbrauch fahren können wie bei voller Leistung. Das bringt den zusätzlichen Vorteil, dass wir unsere Mitarbeiter auf diese Weise möglichst kontinuierlich beschäftigen und trotz reduzierter Leistung kontinuierlich effizient fahren und damit Geld verdienen können.

Eine Solaranlage auf dem Dach der Aufbereitungshalle liefert inzwischen Strom für den Eigenbedarf des Werkes. Weitere Solarflächen sollen folgen. Im Vordergrund ist eine Halde aus rötlichem Ton zu erkennen, der als Rohstoff für die Ziegelproduktion genutzt wird. Fotos: Dietmar Meier

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung am Standort Heisterholz?
Für die Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen allein hat das Unternehmen einen Betrag im siebenstelligen Bereich investiert. Zudem ist zum Jahreswechsel 2023/24 ein Betrag in ähnlicher Größenordnung investiert worden, um einen Ofen im Zubehörwerk auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. Ferner haben wir begonnen, Photovoltaikanlagen auf den Dächern zu installieren, die Strom für den Eigenbedarf im Werk produzieren. Eine Solaranlage auf dem Dach der Aufbereitungshalle ist bereits in Betrieb. Weitere Solarflächen sollen folgen. Schon diese Investitionen dokumentieren sicherlich die Bindung des Unternehmens an den Standort in Heisterholz. Auch während der Kurzarbeitsphase haben uns keine Kollegen verlassen. Offensichtlich ist die Bindung auch auf Seiten der Mitarbeiterschaft gut. Inklusive der Instandhaltung und der Materialaufbereitung sind im Werk derzeit 100 Mitarbeiter beschäftigt. Im Januar und Februar 2024 haben wir noch Kurzarbeit gemacht und konnten so auch betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. Allein einige Mitarbeiter, die in letzter Zeit in Rente gegangen sind, wurden nicht direkt ersetzt. Die restliche Zeit des Jahres fahren wir, wie beschrieben, mit reduzierter Leistung. Je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, könnte das Werk zum Jahresende noch einmal abgestellt werden. Dazu muss man auch wissen, dass wir in das Jahr 2024 mit extrem hohen Beständen auf dem Platz gestartet sind. Um diese Überkapazität zu reduzieren, produzieren wir derzeit noch weniger, als es der Markt eigentlich hergibt. Für das nächste Jahr erwarten wir zwar nicht, dass der Markt große Sprünge macht. Aber derzeit gehen wir davon aus, dass es doch eine moderate Steigerung geben wird und wir 2025 wieder ohne Kurzarbeit auskommen.Für das nächste Jahr haben wir übrigens auch bereits Bedarf an Auszubildenden angemeldet. Auch für unser Werk gilt, dass es schwierig ist, Fachkräfte zu bekommen. Dementsprechend bilden wir Mitarbeiter am liebsten selbst aus.

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