Donnerstag, 21. November 2024

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Standort Friedewalde – Gesellschaft zur Förderung der Bodendenkmalpflege

Wir haben uns kürzlich mit dem Vorstand der Gesellschaft zur Förderung der Bodendenkmalpflege getroffen, um mehr über den Verein zu erfahren.

Foto: Krischi Meier

Über Aktivitäten der „Gesellschaft zur Förderung der Bodendenkmalpflege im Kreis Minden-Lübbecke e.V.“ (kurz GeFBdML) hat der Petershäger Anzeiger schon wiederholt berichtet. Wir haben uns kürzlich mit dem Vorstand getroffen, um mehr über den Verein zu erfahren.

Wie ist es zur Gründung des Vereins gekommen?
Ausschlaggebend für die Gründung des Vereins war zum einen die bis dahin fehlende Zusammenarbeit der amtlichen Bodendenkmalpflege mit archäologisch Interessierten im Kreisgebiet, zum anderen das Fehlen eines örtlichen Ansprechpartners für die heimische Archäologie. Schaut man über die Landesgrenze Richtung Schaumburg, sehen wir eine gut funktionierende Einbindung von interessierten Personen aus der Bürgerschaft in die Maßnahmen der Kommunalarchäologie. Im Mühlenkreis hingegen zeigen Erfahrungen aus dem Zeitraum vor der Vereinsgründung und teils auch noch Erfahrungen von heute, dass das zuständige Fachamt für die Bodendenkmalpflege bei der Einbindung von Ehrenamtlichen nicht sehr bemüht ist. Und so gründeten acht Personen Ende 2018 auf Initiative des heutigen Vereins-Geschäftsführers Daniel Bake den eingetragenen Verein. Damit wurde es auch möglich, Spenden und Fördergelder für die Vereinsarbeit zu sammeln und den Mitgliedern während ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit Versicherungsschutz zu bieten. Anfang 2019 ist der Verein als gemeinnützig anerkannt worden.

Welche Ziele hat der Verein?
Die Gesellschaft engagiert sich in vielfältiger Weise. So sind Vereinsmitglieder in regelmäßigen Abständen auf Feldern im Mühlenkreis unterwegs, um archäologische Funde in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden zu sichern. Den Bürgern und Bürgerinnen stehen wir jederzeit als lokaler Ansprechpartner zur Verfügung, wenn es um archäologische Funde oder Bodendenkmäler geht. Ein zentraler Aufgabenbereich ist die Öffentlichkeitsarbeit, die Information über aktuelle Forschungsergebnisse, Entdeckungen und Maßnahmen im Kreis Minden-Lübbecke. Damit soll das öffentliche und private Interesse an der Rettung und Pflege von Bodendenkmälern gefördert als auch für den Umgang mit sogenannten Sondengängern sensibilisiert werden. Zur Öffentlichkeitsarbeit gehört auch das Publizieren eigener Schriften und Beiträge. Zudem soll die Bürgerschaft auch über Veranstaltungen – zum Beispiel Führungen, Vorträge und Exkursionen – erreicht und so über die Tätigkeiten des Vereins informiert werden. Wichtig ist uns auch die Einbindung von Kindern und Jugendlichen in diesen Prozess. Diese sollen vor allem spielerisch an die archäologische Feldarbeit herangeführt werden, beispielsweise mittels eines kleinen Grabungscamps oder der Teilnahme an Feldbegehungen. Dabei helfen uns auch museumspädagogische Konzepte, die im Verein in enger Zusammenarbeit mit einer ehrenamtlich tätigen Sozialarbeiterin entwickelt werden. Als ergänzendes Instrument hat der Vorstand den undotierten „Junioren Archäologie-Preis“ geschaffen, dessen Verleihung ausschließlich Kindern und Jugendlichen vorbehalten ist. Mit dem „Friedrich-Brinkmann-Archäologiepreis“ hat der Verein eine Möglichkeit, herausragendes Engagement auszuzeichnen. Es handelt sich dabei um den ersten und bisher einzigen Archäologiepreis in Ostwestfalen. Gefördert wird dieser Preis von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Dazu konnten wir den Landrat des Mühlenkreises Ali Doğan und die Deutsche Gesellschaft für Kulturgutschutz e.V. als ideelle Unterstützer gewinnen. Erstmalig wurde der Friedrich-Brinkmann-Preis an Hermann Kleinebenne und Thomas van Lohuizen Ende 2023 vergeben. Beide Akteure haben sich jahrzehntelang als ehrenamtlich forschende Bodendenkmalpfleger verdient gemacht.

Ist das Stadtgebiet von Petershagen überhaupt archäologisch bedeutsam?
Diese Frage ist einfach zu beantworten: Unbedingt ja! Das Gebiet von Petershagen ist ein archäologischer Hotspot. Angefangen bei den ca. 120.000 Jahre alten Hinterlassenschaften der Neandertaler in Heimsen und Döhren, den eisenzeitlichen Gräbern der „Damen von Ilse“, den Grabhügeln in Seelenfeld oder dem Fundplatz „Auf den Ufern“ in Lahde. Dies wird auch an den aktuellen Schwerpunkten unserer Vereinsarbeit deutlich. Hier zu nennen wären vor allem die spätpaläolithischen Spuren auf dem Lusebrink in Neuenknick, die Aufarbeitung der „Sammlung Friedrich Brinkmann“ im Archiv der Stadt Petershagen — für welche der Verein im Oktober 2023 mit dem dritten Platz des Heimatpreises 2023 der Stadt Petershagen ausgezeichnet wurde — oder ein Forschungsprojekt rund um die Ur- und Frühgeschichte von Ilse. Auch wenn sich der Vereinssitz in Friedewalde befindet und sehr viel Vereinsarbeit in der Stadt Petershagen stattfindet, möchte unser Verein den gesamten Mühlenkreis ansprechen, wie schon im Vereinsnamen deutlich wird. Die intensive Vereinstätigkeit in Petershagen ist vor allem der Vorarbeit der ehemaligen Bodendenkmalpfleger, den zahlreichen Fundstellen und den der Bodendenkmalpflege und unserem Verein sehr zugewandten Hauptverwaltungsbeamten geschuldet. Das Bewusstsein für die Bedeutung der eigenen Ur- und Frühgeschichte ist in Petershagen vergleichsweise sehr gut. Um einige Beispiele unserer Bemühungen außerhalb des Stadtgebiets zu nennen, sollen hier vor allem das Citizens-Science-Projekt zur Erforschung der ur- und frühgeschichtlichen Besiedlung von Porta Westfalica-Costedt, die Ausstellung zum Römerlager Barkhausen und die regelmäßige Untersuchung der Linienbandkeramischen Siedlung in Minden am Hasenkamp genannt sein. Auch neuzeitliche Fundstellen gehören zur Arbeit des Vereins. Beispielsweise die Absturzstelle einer B-17 (Boeing B-17F) Flying Fortress in Minden-Todtenhausen oder die Absturzstelle eines Nachtjäger vom Typen Junkers 88 G-6 bei Lübbecke, die wir 2020 untersucht haben.

Muss man vom Fach sein, wenn man in eurem Verein mitmachen möchte?
Bei uns ist jede/r willkommen. Schauen wir auf unsere über 30 Mitglieder, sehen wir Vielfalt in vielerlei Weise. Im Verein finden sich Handwerker/innen und Beamtete, Angestellte und Selbstständige, Akademiker/innen und Studierende, Auszubildende und Pensionierte, Jung und Alt, Frauen und Männer. So willkommen uns jeder wissenschaftlich relevante Fund ist, so willkommen sind alle, die sich mit den Zielen des Vereins identifizieren können. Interessierte können als Mitglied aktiv in der Arbeit des Vereins mitgestalten, oder auch nur als Förderer die Kosten unserer ehrenamtlichen Arbeit mittragen. Das Interesse an unserer Vereinsarbeit ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Dies lässt sich auch an den Anfragen der regionalen Heimatvereine ablesen. So konnten wir uns unter anderem bereits in Minden, Friedewalde und Frille vorstellen. Wie man uns unterstützen kann, erfährt man auch auf unserer Internetseite www.gefbdml.de.

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