Petershagen/Lahde. Mitte März wurden in ganz Deutschland aufgrund der Corona-Pandemie Beschränkungen des täglichen Lebens ausgesprochen. Besonders betroffen davon waren die Schülerinnen und Schüler, die mit ihrem Schulabschluss 2020 eigentlich einen wichtigen Lebensabschnitt vor sich hatten. Unsicherheit und viele offene Fragen, auf die niemand eine Antwort hatte, waren die Folge. Als Mitte April bekannt gegeben wurde, dass in Nordrhein-Westfalen die Schulen ab dem 23. April wieder für prüfungsvorbereitende Maßnahmen für die Abschlussjahrgänge geöffnet werden, folgte Erleichterung, auch wenn viele Fragen offen blieben.
Keine Benachteiligung durch besondere Situation
An der Sekundarschule Petershagen waren auch die beiden Schülerinnen Zoe Völtzke und Laura Roehl von der besonderen Situation bei Prüfungsvorbereitungen und Prüfungen betroffen. Für beide war die Information, dass die Schule für Präsenzunterricht der Abschlussjahrgänge wieder aufgenommen wurde, eine große Erleichterung. „So konnten wir besser mit den Lehrern kommunizieren, Fragen zu den Lerninhalten stellen und alles persönlich mit denen durchgehen,“ sind sich beide einig. Der Schulalltag bestand in dieser Zeit aus einem sechs stündigen Unterrichtstag pro Woche, in denen die Hauptfächer unterrichtet wurden, um die Schülerinnen und Schüler auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Wie schon vor dieser Schulöffnung, erfolgte die weitere Prüfungsvorbereitung selbstständig und eigenverantwortlich von zu Hause aus. Aber auch beim Home-Schooling standen die Lehrer ihren Prüflingen bei Fragen und Problemen zur Seite, so dass sie trotz der besonderen Situation gut vorbereitet wurden. „Ich hatte sogar das Gefühl, dass ich mehr gelernt habe“, berichtet Zoe. „Das positive ist, dass wir so selbst entscheiden konnten, wann und wie viel wir lernen“, fügt Laura hinzu. Beide haben keine Benachteiligung durch die besonderen Bedingungen bemerkt. Der Ablauf der Prüfungen erfolgte fast normal, nur mit kleineren Klassen aufgrund der Abstandsregelungen. Einen Unterschied stellten nur die Prüfungsinhalte dar, die nicht wie sonst üblich zentral gestellt werden, sondern in diesem Jahr von der Schule bestimmt wurden.
Keine feierliche Zeugnisübergabe
Auch nach den geschriebenen Prüfungen zeigen sich deutliche Unterschiede im weiteren Ablauf des Prüfungsgeschehens. So wird es in diesem Jahr keine feierliche Zeugnisübergabe mit allen Abschlussabsolventen und ihren Eltern geben. Die Zeugnisse werden jeweils im Klassenrahmen ohne Eltern überreicht. Dazu sind immer nur zwei Klassen anwesend, die für die Übergabe auf unterschiedliche Orte aufgeteilt werden. Auch wenn die Umstände für diese Anpassungen vollkommen nachvollziehbar sind, ist die Enttäuschung über den Ablauf durchaus zu spüren. „Eigentlich sollte die Zeugnisübergabe etwas besonderes sein“, erklären die beiden Freundinnen etwas betrübt. Leider musste auch die Abschlussfeier alternativlos ausfallen, da es aktuell keine Möglichkeit gibt, diese an die Bestimmungen anzupassen. Für die Zeit nach der Corona-Pandemie plant die Klasse von Zoe und Laura aber zumindest ein Abschluss-Grillen mit den Eltern, um doch noch mit allen etwas feiern zu können. Die Motto-Woche, in der die Abschlussjahrgänge eigentlich täglich zu einem anderen Motto verkleidet in die Schule kommen, fand dieses Jahr etwas abwandelt, an nur einem Tag und mit unterschiedlichen Themen der einzelnen Klassen, statt. Für die Abschlussfotos haben sich die Lehrer etwas ganz besonderes einfallen lassen: Von jedem Schüler wurde ein Einzel-Foto gemacht und diese werden dann zum Schluss als Foto-Collage zusammengestellt, so dass ein etwas anderes, aber sehr kreatives Klassenfoto entsteht. Aber auch die Schülerinnen und Schüler waren kreativ: Neben einem Abschlussbuch, mit Texten über Klassenkameraden, Bildern sowie typischen Sprüchen der Lehrer, haben sie Abschlusspullover mit Motiven und allen Namen der Abschlussjahrgänge gestaltet. Trotz der ganzen positiven Erfahrungen in dieser besonderen Prüfungszeit sind sich Zoe und Laura einig: „So etwas wünscht man sich nicht noch mal.“
Gymnasium Petershagen
Die Schulen sind Orte, an denen die Einhaltung der Sicherheitsregeln vermutlich besonders schwierig umzusetzen ist. Dennoch wird am Städtischen Gymnasium in Petershagen alles für die Sicherheit der Schülerschaft und der Lehrkräften getan. Drei Abiturientinnen berichten uns von ihren Eindrücken.
Der Unterricht am Gymnasium Petershagen gestaltet sich mittlerweile anders, als man es gewohnt ist. Jahrgänge und Klassen müssen aufgeteilt werden und abwechselnd erscheinen, sodass nicht mehr als zwölf Schülerinnen und Schüler in einem Raum unterrichtet werden. Auf den Gängen und dem Schulhof herrscht Maskenpflicht, in den Räumen darf man sie freiwillig tragen. Nachdem der Abschlussjahrgang wochenlang von der Ungewissheit, ob die Abiturprüfungen dieses Jahr überhaupt stattfinden würden, geplagt worden war, konnten die Schüler zwei Wochen vor Prüfungsbeginn freiwillig zur Schule gehen, um in den Abiturfächern mögliche Fragen zu klären. Die Schule war Mitte März — drei Wochen vor den Osterferien — geschlossen worden, wodurch wichtige Vorbereitungszeit verloren gegangen war.
Chiara Heumann ist der Ansicht, „dass die meisten mittlerweile froh sind, wieder zur Schule gehen zu dürfen, auch wenn das mit Bedingungen verbunden ist.“ Vor allem die Q1 sei beeinträchtigt, da man wichtige Unterrichtszeit für die Abiturvorbereitung verloren habe, so Charlyne Reinelt. Außerdem sei es bei den wenigen Schulbesuchen schwierig, individuelle Fragen zu klären und alle auf den selben Stand zu bringen.
Die Ungewissheit über die Zukunft hat dem Abschlussjahrgang sehr viel abverlangt. „In den Medien wurde sehr viel diskutiert, es hat aber eine klare Richtung gefehlt“, meint Saskia Ihlo. Auch wenn sie im Nachhinein dankbar für die zusätzliche Vorbereitungszeit ist, war das Lernen in diesem Jahr sicher nicht einfacher. Durch die lange Wartezeit habe man das Gefühl für das Klausurschreiben zum Teil verloren. Für die Prüfungen wurden die Kurse aufgeteilt, sodass ein Mindestabstand eingehalten werden konnte. Während der Prüfungen bestand dann aber keine Maskenpflicht.
„Straßennetz“ in der Schule
Auf die Hygiene wird sehr geachtet, allerdings bringt das teilweise Komplikationen mit sich. Beispielsweise sei es wegen der Abstandseinhaltung für die Lehrkraft schwer, auf individuelle Fragen einzugehen. Grundsätzlich achtet man sehr auf die Möglichkeit, dass alle Regeln eingehalten werden können. Die Schule hat eine Art „Straßennetz“ errichtet, welches Ein- und Ausgänge abgrenzt. Hier stehen Desinfektionsmittel zur Verfügung. Des Weiteren weisen Plakate auf die Einhaltung der Regeln hin, erklärt Saskia. „Ich denke, dass unsere Schule alles Mögliche tut und zur Verfügung stellt, was für eine optimale Hygiene erforderlich ist. Was die Schüler letztendlich daraus machen, ist noch schwer festzumachen. Vor allem den Sicherheitsabstand sehe ich als größtes Problem.“
Einen Abiball wird es in diesem Sommer wohl nicht wie gewohnt geben, so viel steht fest. Derzeit seien mehrere Möglichkeiten im Gespräch: Der Abiball könnte in den Oktober oder November verlegt werden oder nächsten Sommer mit der jetzigen Q1 gemeinsam gefeiert werden. Alternativ könnte es eine kleine Feier mit einigen Auflagen geben. Die Meinungen in dieser Debatte gingen weit auseinander. Zudem mache es die Ungewissheit schwierig, überhaupt zu planen.
Eine Zeugnisverleihung wird es aber definitiv geben. Allerdings wird diese nur mit der Abiturientia und den Lehrkräften stattfinden, die Familien und Freunde dürfen nicht teilnehmen. Außerdem besteht auch hier die Masken- und Abstandspflicht. Nach der Ausgabe der Zeugnisse dürfen keine Massen auf dem Schulhof entstehen — hier wird wie sonst üblich angestoßen und der Schulabschluss gefeiert.
Text: Simone Kaatze und Annalena Sundmäker, Fotos: Krischi Meier und Annalena Sundmäker