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„Es soll ein Erfolgsmodell werden“

Das Gesundheitszentrum ist ein Projekt mit enormer Wichtigkeit für Petershagen, hieß es seitens der Verwaltung.
Jürgen Buschke (v.l., Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses), Bürgermeister Dirk Breves und Kay Busche (Leiter des Bauamtes) bei der Bürgerbeteiligung. Foto: Krischi Meier

Petershagen (kri). „Auch wenn die paradiesische Ruhe in meinem Garten ein Stück weniger wird, hoffe ich, dass das Ärztehaus in Petershagen gebaut wird. Ich denke hier an das Gemeinwohl und freue mich, dass sich die beiden engagierten Ärztinnen um die Allgemeinheit kümmern“, kommentierte ein Anwohner der Nachtigallenstraße das geplante Gesundheitszentrum in Petershagen-Ort. Für seine Blickweise erhielt er Beifall von der Mehrheit der rund 30 Anwesenden der Bürgerbeteiligung. Eine bemerkenswerte Beteiligung, wie Bürgermeister Dirk Breves (CDU) in einer Ansprache verdeutlichte: „Erstmals ist das Interesse an einem Bauleitverfahren so hoch.“

Das Gesundheitszentrum ist ein Projekt mit enormer Wichtigkeit für Petershagen, hieß es seitens der Verwaltung. Denn: Aktuell sind nur elf der 16 möglichen Hausarztstellen in Petershagen besetzt. „In Zukunft werden mehrere Hausärzte in Petershagen  ihre Praxen aus Altersgründen schließen“, sieht Breves neue Ärzte als unverzichtbar. Die Kassenärztliche Vereinigung, zuständig für die Hausärzte, bietet für neue Niederlassungen bereits seit Jahren finanzielle Anreize. „Das ist bislang allerdings nicht von Erfolg gekrönt“, erkannte Dirk Breves an. Nur wenige Medizinstudenten wollen Hausarzt werden, die Niederlassung auf dem Land ist weniger attraktiv als in der Stadt, junge Mediziner wollen gerne im Team arbeiten, ebenso wird vor allem von Frauen ein Angestelltenverhältnis oder Teilzeitjob bevorzugt. „Einen neuen Hausarzt nach Petershagen zu holen ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.“

Die Stadt Petershagen sieht als einzige Chance zur Gewinnung neuer Hausärzte moderne Strukturen. Die Idee dazu kam von Dr. Ute Gartung und Heike Hannen, denen es wichtig ist, dass die hausärztliche Versorgung über beide Praxen hinaus in Petershagen gesichert ist. Beide wollten nicht das Risiko eingehen, einen Neubau über Jahrzehnte zu finanzieren, und haben mit Jörg Berning einen Petershäger Unternehmer gefunden, der das Risiko als Bauherr auf sich nehmen möchte. Viel Lob und dankende Worte erhielt Berning dafür bei der Versammlung. Aufgabe der Stadt sei es nur, ein geeignetes Grundstück zur Verfügung zu stellen, erklärte Dirk Breves und fügte an, dass die ehemalige Grundschule baulich nicht geeignet sei. Auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung kommt die Planung des Gesundheitszentrum gut an. Sie empfiehlt, nicht zu klein zu planen, denn das Projekt soll Entwicklungspotenzial haben. „Weiterentwickeln können wir uns nur mit zeitgemäßen Strukturen. Es soll ein Erfolgsmodell werden. Wir wünschen uns auch einen Kinder- oder Facharzt in Petershagen“, sagt Dirk Breves. Dabei sei es nicht im Sinne der Stadt, bestehende Arztpraxen aus dem Stadtgebiet nach Petershagen-Ort zu holen und die ärztliche Versorgung zu zentralisieren. „Wir müssen mit jungen Medizinern wachsen.“

Olaf Schramme vom beauftragten Planungsbüro aus Minden erläuterte die  bauliche Rahmenbedingungen: Auf der rund 4.300 Quadratmeter großen Fläche im Bereich Hohoffstraße/Nachtigallenstraße, die aktuell als Parkplatz und B-Sportplatz genutzt wird, soll ein Ärztehaus mit maximal drei Geschossen und einer Höhe von zwölf Metern entstehen. Durch die Lage im amtlich ausgewiesenen Hochwassergebiet sei eine angepasste Bauweise notwenig, die aber kein Problem darstelle. 

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Im Anschluss an die Präsentation meldeten sich Bürgerinnen und Bürgern mit verschiedenen Gedanken zu Wort. Bereits eine Präsentation der zukünftigen Mieter des Ärztehauses hätte sich Apothekerin Claudia Brase (SPD) gewünscht. Sie fragte, ob eine weitere Apotheke oder Physiotherapiepraxis im Ärztehaus den Ort weiter bringen könne oder nur Leerstände an anderer Stelle produziere. Zu den derzeitigen Leerständen in Petershagen-Ort kommentierte Gewerbevereinsvorsitzender Jörg Borcherding (CDU): „Die Beseitigung von Leerständen ist mehrfach an Verhandlungen und aufgrund von Besitzverhältnissen gescheitert. Wenn wir den Ort nicht weiter entwickeln, werden alle Geschäfte darunter leiden. Für mich ist das Ärtzehaus ein zukunftsweisender guter Plan.“ 

Dass Ärzte und andere Gesundheitsdienstleister erst nach vollendeten Tatsachen ihre Zusage geben, war für Bürgermeister Dirk Breves klar: „Noch sind wir am Anfang des Verfahrens. Wir können Ärzte erst motivieren, wenn etwas beschlossen wurde – nicht nur mit einem Plan.“

Auch einige kritische Stimmen gab es, nicht nur von Anwohnerinnen und Anwohnern, die ebenfalls Sorge äußerten, dass mit dem Neubau nur weitere Leerstände im Ort produziert würden.

Axel Schurbaum von der Lahder Bürgerinitiative „Petershagen 29.2“ bemängelte, dass seiner Ansicht nach nicht das vollständige Programm zur Neugestaltung der „Neuen Mitte“ der Öffentlichkeit präsentiert werde, sondern nur ein kleiner Teil. „Ist das Gesundheitszentrum ein erster Baustein für mehr?“, fragte er.

Andere Anwohner befürchteten, dass Kindern und Jugendlichen mit dem Sportplatz ein Treffpunkt genommen werde und der Verkehr in der Nachtigallenstraße und Hohoffstraße extrem zunehmen werde. 

„Ich wünsche mir für dieses Vorhaben etwas Mut“, sagte Dirk Breves und sicherte zu, dass für die jungen Petershäger ein Ausgleich zum Sportplatz gesucht werde. Mut habe die Stadt Petershagen mit dem Bau der Sekundarschule und dem Edeka-Röthemeier-Markt gezeigt, hieß es von Ratsmitglied Heiner Müller (FDP). „In Petershagen soll etwas Neues entstehen. Das ist ein positives Signal. Natürlich brauchen wir hierfür auch etwas Mut“.  

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