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Der Lusebrink – ein Ort, an dem die (Alt-)Steinzeit greifbar wird

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Neuenknick. Der Lusebrink ist mit 79,2 Metern die höchste Erhebung im Stadtgebiet von Petershagen. Geformt vor 250.000 Jahren, als die Gletscher der „Saale-Kaltzeit“ von Skandinavien aus bis an den Rand unserer Mittelgebirge vorrückten und in Neuenknick und Umgebung viel Sand ablagerten, handelt sich beim Lusebrink um die älteste archäologische Fundstelle im Kreis Minden-Lübbecke, die bisher lokalisiert werden konnte.

Vermutlich um die zum Christentum bekehrten Bewohner von dieser einstigen Stätte ihrer Vorfahren fernzuhalten, gab man dem Hügel in der Neuzeit seinen Namen: Lusebrink, was sich von „Lauseberg“ ableitet. Eine vergleichbare Namensgebung findet sich beispielsweise bei dem rund 900 Meter entfernten Heidberg (Heiden-Berg) in Seelenfeld, wo sich bis heute ein Kalksandsteinwerk findet, das Sand abbaut.

Auf dem Lusebrink haben im Spätpaläolithikum, also der ausgehenden Altsteinzeit vor circa 12.000 Jahren,  Rentierjäger ihre Sommerlager bestehend aus Rundzelten in einer damals mit Baumgruppen durchsetztem endeiszeitlichen Tundra aufgeschlagen. Die Menschen der sogenannten „Ahrensburger Kultur“ haben auch in Neuenknick diagnostische Funde hinterlassen, die beispielsweise die hochwertige Bearbeitung von Feuerstein (Silex) belegen. Die Funde ermöglichen es, die Fundstelle zu datieren und wissenschaftlich anzusprechen. 

Klingen und Mikrolithen, ein Kernstein und eine für die Ahrensburger Kultur typische Stielspitze.

Auch nach den Menschen der Ahrensburger Kultur wurde der Lusebrink weiter genutzt, wir sprechen in diesem Fall von einer mehrperiodischen Nutzung. Benannt ist die Ahrensburger Kultur nach einer vom Prähistoriker Alfred Rust bei Ahrensburg ausgegrabenen Siedlung im Stellmoor bei Hamburg, wo man charakteristische Steingeräte wie Stielspitzen und Mikrolithen, sowie Kratzer, Stichel und retuschierte Klingen fand, die typisch für die Kultur der spezialisierten Rentierjäger sind.

Zahlreiche Urnen, in denen neben Knochenresten oft noch kleine Gefäße enthalten waren, belegen aber auch die jüngere Nutzung des Lusebrinks zum Beispiel als Bestattungsplatz. Gefunden wurden sie bei der „Entsandung“ also dem Abbau von Sand. Der Sand wurde zum Beispiel im Jahr 1910 am Südabhang abgebaut und samstags als Stubensand geholt, mit dem man zur damaligen Zeit sonntags die Stube streute. Aber auch bei Baumaßnahmen im Jahr 1933 — seinerzeit entstand ein kleiner Fest- und Sportplatz, den die Schule als Wettkampfstätte und der Reiterverein für Übungsstunden nutze — oder zuletzt 1965, als der nach dem ersten Weltkrieg entstandene Schießstand neu aufgebaut wurde. Seit der Flurbereinigung war der Lusebrink teilweise mit Kiefern bepflanzt, während er nördlich und westlich weiter landwirtschaftlich genutzt wird. 

Diesem glücklichen Umstand geschuldet ist es auch möglich, dort noch heute fündig zu werden. Andere Fundstellen im Kreis Minden-Lübbecke sind durch den Sandabbau bereits vollständig und leider zu oft ohne archäologische Dokumentation zerstört worden. 

Schon weit vor den Feldbegehungen, die wir als Verein durchgeführt haben, hat der aus Lahde stammende Archäologe Friedrich Brinkmann erfolg- und fundreiche Begehungen seit den sechziger Jahren auf dem Lusebrink durchgeführt. Dies belegt eines seiner akribisch geführten Fundtagebücher, die dem Verein exklusiv zur Verfügung stehen. In den teils liebevoll bebilderten Tagebüchern finden sich zahlreiche Einträge zu Funden vom Lusebrink. Die Datierung dieser Funde reicht vom Spätpaläolithikum bis in die Eisenzeit.

Diese und weitere Funde lassen auf die Bedeutung des Lusebrinks in der Ur- und Frühgeschichte schließen. Sie zeigen, dass dort nicht nur die ersten Menschen auf dem Gebiet des heutigen Petershagens jagten und lebten, sondern es wird deutlich, dass über Epochen hinweg der Lusebrink die Menschen angezogen hat. Er ist somit eine bedeutende, wenn nicht sogar die bedeutendste Fundstelle im Kreis Minden-Lübbecke. 

Die Gesellschaft zur Förderung der Bodendenkmalpflege im Kreis Minden-Lübbecke e.V. versteht sich als aktiver Verein für alle an der Archäologie und Bodendenkmalpflege im Landkreis Interessierten. Die Mitglieder sind selbst in regelmäßigen Abständen auf Feldern im Mühlenkreis unterwegs, um archäologische Funde zu sichern.  Weitere Information unter www.gefbdml.de.

Text Daniel Bake und Karin Höhle, Fotos: Dietmar Meier und Daniel Bake

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