Donnerstag, 26. Dezember 2024

Anzeige

135 Jahre Löschgruppe Petershagen

Petershagen. Viele Gäste waren am 25. Mai der Einladung der Löschgruppe Petershagen zur Jubiläumsfeier und der offiziellen Einweihung des Gerätehausanbaus gefolgt. 

„Geburtstagsgeschenk“ zum Jubiläum

Anlässlich ihres 135-jährigen Bestehens feierte die Löschgruppe Petershagen im Mai ihr Jubiläum mit zahlreichen Gästen aus Politik, Verwaltung und Wehrführung. Passend dazu bekam die Löschgruppe ein besonderes „Geburtstagsgeschenk“: Der neue Gerätehausanbau mit Umkleideräumen für die Kameradinnen  und Kameraden wurde offiziell durch Bürgermeister Dieter Blume übergeben. In kurzen Ansprachen dankten er sowie auch Stadtbrandmeister Karl Jungcurt allen Beteiligten für Einsatz und Unterstützung, vor allem aber auch der Löschgruppe für ihre Hilfe und eigenen Arbeitseinsatz. Löschgruppenführer Martin Buse dankte in seiner Rede neben den Helfern auch Wehrführung, Politik und Verwaltung für das „Geschenk“ und die Unterstützung. Ortsbürgermeister Wilhelm Lange stellte vor allem die Zuverlässigkeit und Schnelligkeit der Löschgruppe heraus: „Es dauert meistens nur wenige Minuten bis das erste Fahrzeug nach Alarmierung das Gerätehaus verlässt.“ Neben diesen Feierlichkeiten richtete die Löschgruppe Petershagen an diesem Tag außerdem den Alarmkreispokal für den Alarmkreis 1 aus. Erstmals wurde dieser Wettkampf an sechs Spielstationen mit Feuerwehrcharakter ausgetragen. Sieger wurde die Löschgruppe Eldagsen, vor Maaslingen und Buchholz/Großenheerse. Den Gruppenführerpokal gewann die Löschgruppe Südfelde vor der gastgebenden Löschgruppe. Erstmals wurde auch ein Wettkampf für die Alters- und Ehrenabteilung durchgeführt, bei dem ein Fragebogen ausgefüllt werden musste. Sieger hierbei wurde Heinz Struckmann von der Löschgruppe Buchholz/Großenheerse.

Gerätehausanbau für neue Umkleiden

Beginn Baumaßnahmen: Am 18. Januar 2018 nutzten die Kameradinnen und Kameraden die Wartezeit während des Sturms Friederike und fingen an, Büsche und Sträucher zu schneiden. Am 20. April wurden die Waschbetonplatten des alten Parkplatzes hinter dem Gerätehaus in Eigenleistung aufgenommen. Daraufhin rollte am 30. Mai der Bagger für die Erdarbeiten an. Im Herbst erfolgten der Aufbau der Rahmenkonstruktion, das Eindecken des Dachs mit von der Firma Braas gespendeten Dachziegeln und die Verklinkerung der Außenfassade. Eine Woche vor Weihnachten wurden die Fenster eingebaut. Schließlich konnte ab Januar 2019 mit dem Innenausbau begonnen werden. Die Maler- und Fußbodenarbeiten standen ab März an, bevor im April der Aufbau des Inventars erfolgen konnte. Nach fast einem Jahr Bauzeit konnte die Löschgruppe im Mai 2019 in die neuen Umkleiden einziehen. Etwa 700 Stunden Eigenleistung der Löschgruppe stecken in dem Bauprojekt, das 180.000 Euro gekostet hat.

Geräumig präsentieren sich die neuen Umkleideräume.

Gründungsgeschichte aus der Chronik der Löschgruppe Petershagen

Als die ersten freiwilligen Feuerwehrmänner von Petershagen ihre Uniform anzogen, ging noch der Ledereimer von Hand zu Hand. Im alten baufälligen Spritzenhaus stand eine „Spritzen-Urgroßmutter“. Nach einer Feuerlöschordnung aus den 1860er Jahren wurde jede Gemeinde verpflichtet, eine eigene Feuerspritze zu beschaffen. Auf eine ganz merkwürdige Weise nach dem Muster des Märchens von Hans im Glück waren die Petershäger an ihre damals schon vorsintflutliche Spritze gekommen. Es war ein Ungetüm mit hölzernen Achsen und hohen Rädern, wie in der Chronik geschrieben steht. Man hatte sich auf einen Vorschlag des Landratsamtes eingelassen, die Spritze gegen Grundstücke im Mindener Walde einzutauschen. Der Tausch war schlecht gewesen. Wenn man etwas von der Spritze wollte, fing sie zu stöhnen und zu ächsen an, und sie funktioniert nicht. Als der Amtmann wieder einmal durch die Pflichtfeuerwehr eine Spritzenprobe vornehmen ließ, streikte die alte „Großmutter“. Da platze dem jungen Rosteck der Kragen und er donnerte die Stöhnende an: „Joa, stöhne man tau: den ganzen Min‘ner Woald häste im Balge un nu stöhnste noh!“ Da brachen der Spritze vor Aufregung die Holme und dann hauchte sie ihr Leben aus. Eine neue Spritze musste beschafft werden, die Jahrzehnte hindurch ihren Dienst tat. Amtmann Stakemann stellte damals eine Handdruck-Spritze für Dach- und Schornsteinbrände zur Verfügung. Bei jeder städtischen Pumpe stand ein Wasserkübel auf „Schlitten“. Ferner waren in die Brunnendeckel Löcher zum schnellen Hineinbringen der Saugrohre geschlagen worden. Außerdem befanden sich bei den drei Ösperbrücken „Wasser-Reservoire“. So waren die Verhältnisse in der guten alten Zeit, als der Amtmann Stakemann im Jahre 1882 gleich nach dem großen Brande im Forst Heisterholz von der Mindener Regierung ein Schreiben erhielt, in dem die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Petershagen angeregt wurde. Obwohl Amtmann Stakemann die Anregung sofort aufgriff, vergingen zwei Jahre, bis nach einer Vorbesprechung am 1. Juli 1884 die „Freiwillige Feuerwehr Petershagen“ als gegründet angesehen werden konnte.

Anzeige

 

Neue Mitglieder immer willkommen

Am 17. September 1884 wurden die ersten Beschlüsse gefasst, die 39 Männer mit ihrer Unterzeichnung akzeptierten um der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten. Aktuell besteht die Löschgruppe Petershagen aus 41 Aktiven, sieben Mitgliedern in der Alters- und Ehrenabteilung und 72 fördernden Mitgliedern. Aber auch die Jugend ist aktiv dabei: Die erste Jugendgruppe wurde am 29. Oktober 1971 gegründet, musste aber durch Mangel am Nachwuchs am 10. Juli 1981 wieder aufgelöst werden. Die Wiedergründung der Jugendfeuerwehr erfolgte am 19. Juni 2001. Aktuell gehören 17 Jugendliche dazu. Am 17. Dezember 2016 konnte außerdem die Kinderfeuerwehr gegründet werden, der aktuell 16 Kinder angehören. Neue Mitglieder sind hier immer willkommen.

Auf Beschluss der Stadtvertretung wurde 1953 an der heutigen Schloßfreiheit ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut. In den Jahren 1990 und 1991 erfolgte ein Umbau mit der kompletten Kernsanierung und Renovierung sowie dem Neubau des Laubenganges. Auch die Fahrzeuge wurden immer wieder durch neue, modernere Fahrzeuge ausgetauscht. Das neuste Fahrzeug, ein TLF 4000, wird voraussichtlich im Mai 2020 geliefert.

Die Löschgruppe Petershagen wird im Jahr zu etwa 50 bis 60 Einsätzen alarmiert. Zu den größeren Einsätzen gehören: Im Jahr 1929 der Großbrand des Staatlichen Aufbaugymnasium in Petershagen, im Mai 1990 der Brand des Wesertraktes der Heisterholzer Tonziegelfabrik, Anfang 2010 der Brand mit Explosionen durch Spraydosen in der Industriehalle der Firma Econ im Industriegebiet Petershagen und 2018 der Großbrand der Firma Paletti in Lahde. Auch im Rahmen der Bezirksreserve wird die Löschgruppe Petershagen zu Einsätzen in anderen Regionen eingesetzt, wie unter anderem beim Hochwasser an der Elbe oder beim Schneechaos im Münsterland.

Text: Simone Kaatze, Fotos: Krischi Meier

Das könnte Sie auch interessieren
Petershagen

Wiehnachten, reine Nervensoke

Dieses Mal schreibt Friedrich-Wilhelm Graue aus Wasserstraße in seiner plattdeutschen Geschichte über Weihnachten als reine Nervensache.