Donnerstag, 26. Dezember 2024

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Vom Bessel in den Bundestag, MdB Dr. Oliver Vogt im Interview

Durch ein Interview mit Dr. Oliver Vogt, hatte Hanna Gola die Chance ein Mitglied des Bundestages näher kennenzulernen.
Hanna Gola beim Interview mit MdB Dr. Oliver Vogt. Foto: kri

Von Hanna Gola
Erneut wurde ich vor eine spannende Aufgabe gestellt. Durch ein Interview mit Dr. Oliver Vogt, hatte ich die Chance ein Mitglied des Bundestages näher kennenzulernen und ihm auch etwas auf den Zahn zu fühlen. Das Interview hatte eine Besonderheit: Oliver Vogt ist ein ehemaliger Lehrer meiner aktuellen Schule.
„Ich führe jetzt ein anderes Leben als vorher“, entgegnete mir Oliver Vogt auf die Frage nach den Differenzen zwischen seiner Arbeit in Berlin und der Arbeit in Minden. Mit einem Schmunzeln bezeichnete er das Abgeben der Kontrolle über den eigenen Kalender als den größten Unterschied zwischen dem Jetzt und der Zeit vor dem Einzug in den Bundestag. Nun ist dieser nämlich eher fremdbestimmt, mit einer Vielfalt an Verpflichtungen gefüllt und setzt einen sehr beschleunigten Alltag voraus.
Im Allgemeinen beschreibt Oliver Vogt die Stadt Berlin mit dem Satz: „Man fährt dort gerne hin, aber wohnen möchte ich dort nicht“. Er sieht sich selbst nicht als Stadtmenschen an und schätzt Espelkamp und Minden als Heimat sehr. Genau aus diesem Grund entsteht bei der Heimkehr immer noch ein Gefühl der Erleichterung und Freude beim Anblick des Kaiser Wilhelms.
Trotz vieler Erwartungen an die neue Aufgabe in Berlin, fiel ihm der Weggang vom Besselgymnasium nicht leicht. So gesteht er, dass ihm die Schule und die Arbeit als Lehrer schon manchmal fehlt.
„Lehrer sein ist mehr als ein Beruf, das muss man auch im Herzen haben“, erzählt er. Der soziale Faktor wird beim Lehren großgeschrieben, die Arbeit als Lehrer ist breit gefächert und umfasst viele verschiedene Bereiche. Auch wenn das Lehrer-Sein in der Politik keine zentrale Rolle mehr spielt, können Erfahrungen, besonders bezüglich der Zwischenmenschlichen-Ebene und Erlebnisse aus der Arbeit mit Jugendlichen, eindeutig mit in die Politik genommen werden.
Gerade bezüglich der Jugend ist es für Oliver Vogt wichtig, dass sich mehr Politiker mit jungen Menschen, im Kontext der politischen Bildung beschäftigen. Deshalb liegen ihm regelmäßige Besuche am Besselgymnasium am Herzen. Dort pflegt er einen regen Austausch mit politikinteressierten Schülern und ehemaligen Kollegen. Als Schülerin des Besselgymnasiums weiß ich, dass es für meine Mitschüler immer wieder interessant und erstaunlich ist, diese Nähe zur Bundespolitik miterleben zu können. „Wer kann schon sagen, dass sein ehemaliger Lehrer jetzt im Bundestag sitzt?“, so erzählte mir ein ehemaliger Schüler von Oliver Vogt.
Vergleichbar zu dem Schüler-Lehrer-Verhältnis steht jetzt das Verhältnis als Politiker zu den Bürgern oder der eigenen Partei. Innerhalb des Systems der Politik ist es erstmal beeindruckend und an manchen Stellen aufregend, wenn man nach Berlin kommt und plötzlich mit Personen, die man nur aus dem Fernsehen kennt, in Gespräche verwickelt ist. Laut Oliver Vogt geht man in diese Situation manchmal mit falschen Erwartungen hinein, doch man lernt schnell, dass jeder Bundestagsabgeordnete auch nur ein Mensch ist. Die falschen Vorstellungen fielen bei ihm also schnell weg und es kam sogar schon zu kleinen Witzeleien zwischen ihm und dem Bundeskanzler.

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Spielte die Politik schon immer eine Rolle?

Er selbst bezeichnet sein politisches Interesse als einen heranwachsenden Prozess. Bereits durch den Kontakt mit Politik im Elternhaus und damaligen politischen Diskussionen am Tisch aus „jugendlichem Elan“ heraus, bestand schnell eine Verbindung zur Politik.
„Während der Schulzeit, auf einem Tagesausflug nach Bonn zum Bundestag, kam es dann zum erstmaligen Wahrnehmen des echten Politikbetriebes. Auch trotz fehlenden inhaltlichen Verständnisses, wirkten die Prozesse und die Technik hinter allem, anziehend“, so gesteht Oliver Vogt. Dann, durch den Dienst bei der Bundeswehr, bestand Zeit sich näher mit der Politik und spezifisch mit den Parteiprogrammen auseinanderzusetzen.
Was möchten also eigentlich die verschiedenen Parteien erreichen?
Als Antwort auf diese Frage entschied Oliver Vogt, aus dem beliebten deutschen „Mecker-Modus“ herauszukommen und selbst anzupacken. Darauf folgte der Eintritt in die CDU und „ehe ich mich versah, hatte ich meinen ersten Posten, als Schriftführer im Ortsverband“, erzählt Oliver Vogt. Nach und nach entwickelte sich alles weiter und so wurde er mit 22 Jahren das damalig jüngste Ratsmitglied des Stadtrates von Espelkamp. Diese Mitgliedschaft blieb bis zum Einzug in den Bundestag bestehen und so war Vogt bis dahin das Ratsmitglied mit der zweitlängsten Dienstzeit. Die viele Zeit in der Kommunalpolitik betitelt er im Allgemeinen als „richtig großartig“. Das Beschäftigen mit Alltagsproblemen sorgt für eine Nähe zu den Bürgern.
Auf den ersten Blick fällt im Alltag in Berlin dieser wertzuschätzende familiärere Teil des Kreis Minden-Lübbeckes weg. Doch diese „dörfliche Struktur“ findet sich in den einzelnen Stadtbereichen Berlins wieder, so ist auch das persönliche miteinander gesichert. Im Alltag in Berlin setzt Oliver Vogt oftmals auf die öffentlichen Verkehrsmittel, um auf diesem Weg ebenfalls die Nähe zu den Bürgern zu bekommen.
Mit dem Engagement in der Politik geht einiges an Privatsphäre verloren. Zuerst sei es etwas befremdlich und gewöhnungsbedürftig gewesen, sich selbst mitten in der Stadt auf Plakaten zu sehen, doch es freut ihn auch, wiedererkannt zu werden.
Durch den Einzug in den Bundestag wurde seine Zeit begrenzter, sodass er die ehrenamtliche Tätigkeit als Schiedsrichter nicht mehr wahrnehmen kann. Neben der Politik ist es für ihn wichtig, einen Ausgleich und einen persönlichen Ruhepol zu haben. Das sind für Oliver Vogt der Modelleisenbahnbau und das Lesen historischer Romane.

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