Von Ali Doğan
Als wir vor eingen Wochen mit meiner Frau auf die Landrätekonferenz in Berlin gefahren sind, fragte sie eine Kollegium aus der Schule, an der sie unterrichtet, ob die Ehefrauen denn auch eine Stylistin gestellt bekämen für solche Veranstaltungen. Und als gestern unsere Tochter eingeschult wurde, wurde ich gefragt, ob wir sie denn mit Fahrer zur Schule brächten. Diese beiden Fragen sind exemplarisch, machen mir aber deutlich, dass es zu wenig Informationen über das tägliche Leben eines Hauptverwaltungsbeamten gibt und wie Dienst von Privatem getrennt wird und werden muss. Um es vorwegzunehmen: Beide obigen Fragen können mit „Nein!“ beantwortet werden. Also: Ich habe definitiv keinen Haarstylisten im Kreishaus. Bei meiner Haarpracht wäre das auch etwas irritierend. Aber auch für Make-up oder sonstiges gibt es keine finanzielle Unterstützung oder werden Steuergelder in Beschlag genommen. Grundsätzlich stehen mir für meine Dienstgeschäfte ein Dienstfahrzeug, samt Fahrer, zur Verfügung. Aber wenn es rein private Termine sind (wie z. B. das Bringen der Tochter zur Schule oder ein privater Arztbesuch ohne vorherigen oder nachfolgenden Diensttermin), dann muss ich auch mit privatem Fahrzeug fahren. Das ist auch gut so und wir achten penibel auf diese Trennung. Es ist ohnehin so, dass es als Hauptverwaltungsbeamter mit kleinen Kindern eine besondere Herausforderung ist dieses Amt zu bekleiden. Und so war ich überhaupt nicht erstaunt, dass in den letzten Wochen gleich zwei potenzielle Kandidatinnen (beide Male Frauen) für die Posten Oberbürgermeisterin/Landrätin mich fragten, wie das mit dem Privatleben (Kinder, Familienplanung) zu vereinbaren ist. Ich habe dann freimütig meinen Tages- und Wochenablauf geschildert. Ehrlicherweise ist es eine enorme Herausforderung, alles unter einen Hut zu bekommen. Egal ob man Mann oder Frau ist. Und ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht klappen würde, wenn man alleinerziehend wäre. Das ist traurig, aber Fakt. Denn ohne den enormen Einsatz meiner lieben Frau hätte ich keine Chance diesen Job auszuüben. Denn unser Tag beginnt bereits zwei Stunden vor dem frühmorgendlichen Dienstantritt mit den Kindern und geht für meine Frau (Lehrerin) nach der Schule direkt weiter mit dem Familienbetrieb. Musikschule, Sportverein, Verabredungen der Kinder usw. Es ist wie ein kleines Unternehmen, welches man führen muss. Ich versuche morgens und an einem Wochenendtag abzufedern, was geht. Aber das ist marginal. Politik ist leider auf dieser Ebene noch lange nicht „familien- und kinderaffin“. Vielleicht denken die Leserinnen und Leser über diese Zeilen nach, wenn das nächste Mal der geschätzte Bürgermeister oder die Bürgermeisterin oder der Landrat oder die Regierungspräsidentin einen Termin nicht wahrnehmen können, weil sie Zeit für die Familie benötigen.
Donnerstag, 21. November 2024