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Die Gefahr im Futter – Ein Jahr auf dem Bauernhof

Eine heile Glasflasche oder eine Getränkedose beeindruckt eine Kuh nicht. Sie würde diese auch nicht fressen.
Hanne hatte ihren großen Auftritt beim Kuhroulette 2018. Foto: Krischi Meier

Als wir am 19. April folgenden Text auf unserer Facebookseite „Heisterholzer Milch“ eingestellt hatten, wollten wir nur auf ein gerade aktuelles Thema aufmerksam machen. Von den Reaktionen wurden wir überwältigt: Binnen kurzer Zeit war der Beitrag mit großer Anteilnahme vielfach geteilt und kommentiert. 

„Wir sind sehr traurig! Wir mussten heute unsere Kuh Hanne einschläfern. Sie hatte wohl einen Fremdkörper wie Glas(scherben) oder Metall über das Futter aufgenommen. Dieser hat ihr innere Verletzungen und starke Schmerzen bereitet und vielleicht auch ihr Kalb kurz vor der Geburt getötet. Wir wissen, alle die dies hier lesen sind verantwortungsvoll. Aber durch Aufmerksamkeit und Zivilcourage kann geholfen werden Tierleben zu schützen! Wer sieht, das Müll in Wiesen oder auf Äckern entsorgt wird, bitte ansprechen und zur sofortigen Entfernung auffordern. Oder den Landwirten informieren, damit er dies vor der Ernte entfernt. 

Wir und der Tierarzt haben sehr um Hannes Leben gekämpft, sie musste aber von ihren schlimmen Schmerzen befreit werden.“

Es kamen auch Fragen auf zum Beispiel: „Glasscherben im Futter – wie kann das sein?“  

Eine heile Glasflasche oder eine Getränkedose beeindruckt eine Kuh nicht. Sie würde diese auch nicht fressen. Jedoch wird beim Mähen des Grases die Flasche oder die Dose zerstört. Meistens fährt noch der Häcksler darüber und zerkleinert den Müll noch mehr. Das Futter wird als Heu, Gras- oder Maissilage, inklusive scharfer Müllreste, geborgen, gelagert und über das Jahr verfüttert. Die Kuh frisst das Futter und nimmt den möglichen beinhalteten Müll als Fremdkörper in den Pansen auf. Ein Fremdkörper kann auf kurzer oder längerer Zeit der Kuh innere Verletzungen oder Schmerzen zufügen. So kann er sich auch abkapseln und lange überhaupt keine Probleme bereiten. Ähnlich wie bei Splittern im menschlichen Körper, können diese (nach langer) Zeit durch den Körper wandern und auch hier wieder Verletzungen zufügen. Eine durch einen Fremdkörper belastete Kuh kann unterschiedliche Symptome zeigen. Eine Diagnose wird häufig durch Ausschluss von anderen, zur Symptomatik passenden, möglichen Erkrankungen meistens durch den Tierarzt gestellt. Symptome könnten beispielsweise Fressunlust, Milchrückgang, Fieber, verspannter Bauch, oder Unruhe der Kuh wie kaum hinlegen beziehungsweise sofortiges Aufstehen sein. Weiter kann der Verlauf schleichend, unauffällig bis sehr plötzlich und stark ausgeprägt sein, zum Beispiel wenn der Fremdkörper durch die Magenwand sticht und die umliegenden Organe verletzt. Eine Verletzung des Herzens verläuft häufig mit sofortigem Tod. Eine Bauchfellentzündung kann auch entstehen. 

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Wir vermuten bei unserer Kuh Hanne, dass durch die fortgeschrittene Trächtigkeit die Umverteilung des Gewebes und der Organe zur Freisetzung des Fremdkörpers geführt hat. Der Fremdkörper hat bei ihr einen schleichenden Verlauf ausgelöst. Sie hat circa 2 Wochen vor dem Kalbedatum ein totes Kalb geboren, vielleicht auch durch den Fremdkörper ausgelöst. Dann ging es ihr zunehmend schlechter. Sie wurde mehrfach durch den Tierarzt untersucht und behandelt. Am Sonntag wurde dann bei uns auf dem Hof eine Labmagenoperation durchgeführt. Normalerweise erholen sich die Kühe nach solch einer Operation sehr schnell. Hanne hatte trotz der nach solchen Operationen üblichen Schmerzmedikation noch starke Schmerzen. Der Tierarzt kam erneut vorbei und führte wieder eine gründliche Untersuchung durch und erhöhte die Schmerzmedikation. Trotzdem stellte sich keine Besserung ein, der Zustand verschlechterte sich, sodass es zum Einschläfern von Hanne unumgänglich gewesen ist.

Metallische Fremdkörper können häufig schon durch den prophylaktischen Einsatz von starken Magneten in Erntemaschinen und Futtermischwagen aus dem Futter gezogen werden. Auch kann der Kuh als Notfallmaßnahme einen speziellen Magneten über das Maul eingeben werden und somit den metallischen Fremdkörper binden. Glasscherben oder- splitter, sowie scharfe Plastik- oder Aluminiumteile können nicht gebunden werden. Manche Fremdkörper werden auch ausgeschieden und die Kuh erholt sich ohne auffallende Symptomatik von möglichen leichten Verletzung durch den ausgeschiedenen Fremdkörper. Auch kann eine „ewige“ Verkapselung keine Beschwerden machen.

Dennoch kann eine kleine Dose oder sonstiger Müll schlimme Folgen bewirken. Auch können mehrere Tiere durch eine Flasche erkranken bis hin versterben. Ebenfalls können sich zum Beispiel Wildtiere auch erheblich an Müll oder liegengebliebenen zerkleinerten Müll verletzten oder vergiften.

An touristisch beliebten Routen oder Wegen zu Freizeitzielen finden sich gehäuft Müll auf den Feldern und Wiesen. Ebenfalls auch menschliche und tierische Hinterlassenschaften, welche auch nach zeitnaher Aberntung des Futters zu schweren Krankheiten von den Kühen führen können. Nach Hochwasser der Weser suchen wir die betroffenen Flächen nach Treibgut ab – hier finden sich Unmengen an Flaschen, Plastikmüll und Dosen.

Zum Glück sind die meisten Menschen umsichtig und achten auf die Umwelt. Auch erleben wir den letzten Jahren einen Rückgang von achtlos weggeschmissenem Müll. Dankeschön!

 

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