Petershagen (ddm). Der Schiffsanleger in Heisterholz ist auf 28 Kilometern Weserlänge in der Stadt Petershagen die einzige verbliebene Fläche direkt an der Weser, die von Einheimischen und Besuchern für die ruhige Naherholung genutzt werden kann. Am 18. Mai 1991 durch Petershagens damaligen Bürgermeister Wilhelm Krömer symbolisch eröffnet, war dieser Bereich bis zum 1. April 2015 ein vielbesuchtes, in den Jahren zuvor von einem Pächter vorbildlich gepflegtes touristisches Aushängeschild in der Stadt Petershagen. Das änderte sich schlagartig, als die Anlage am 1. April 2015 auf Anweisung des Wasser- und Schiffahrtsamtes Minden gesperrt wurde. Hintergrund: Die Spundwand war mittlerweile so marode geworden, dass die Sicherheit der Besucher nicht mehr gewährleistet war. Die Sperrung war jedoch nicht aus heiterem Himmel gekommen: Jahrelang hatte das Wasserstraßen- und Schiffahrtsamt die Stadt Petershagen auf die Problematik hingewiesen, ohne dass seitens der Stadt gehandelt wurde. Es folgten heftige Auseinandersetzungen, an deren Ende die Gründung des Fördervereins „Schiffsanleger Petershagen e.V.“ stand. Wir haben uns mit dem Vorsitzenden des Fördervereins, Ulrich Lange, über die Entwicklung bis heute unterhalten.
Können Sie sich noch an die Anfänge des Fördervereins erinnern?
Das kann ich sehr gut. Es war 2015 einfach traurig mitanzusehen, wie es mit dem Schiffsanleger nach der Sperrung durch das WSA bergab ging. Danach blieben die Gäste aus, der langjährige erfolgreiche Pächter der Anlage kündigte fristlos und nicht einmal die Grünpflege wurde damals von der Stadt noch ordnungsgemäß erledigt. Als Petershagens damaliger Bürgermeister Dieter Blume dann auch noch den Plan verfolgte, einen beträchtlichen Teil der Naherholungsfläche wegzubaggern und in ein Biotop zu verwandeln, ging auch mein Puls ganz schön in die Höhe. Damit war ich nicht allein. Massive Kritik, unter anderem von sieben Vereinsvorsitzenden aus Petershagen, sorgte dann monatelang für Schlagzeilen, bis es schließlich zu einem Umdenken auf der politischen Bühne kam und der Förderverein im März 2016 gegründet wurde.
Mit dem, was wir bis jetzt erreicht haben, merke ich, dass es für den Schiffsanleger wichtig war, dass sich jemand intensiv darum gekümmert hat. Vor allem in den ersten Jahren hat meine berufliche Tätigkeit darunter gelitten, aber als Petershäger lag und liegt mir die Anlage sehr am Herzen. Und dank der enormen Unterstützung durch meine Frau habe ich immer wieder neue Motivation gefunden.
Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des Schiffsanlegers seit dem umfangreichen Umbau?
Wir haben in den letzten sieben Jahren vieles erreicht. Der Anfang war sehr aufwendig und hat bei mir anfangs gelegentlich auch für schlaflose Nächte gesorgt. Man darf nicht vergessen, dass der Vorstand des Fördervereins damals ehrenamtlich und ganz ohne Verwaltungserfahrung das Vorgehen mit der Bezirksregierung, dem WSA und der Kreisverwaltung abstimmen musste. Dank der Unterstützung durch die genannten Behörden lag aber schon nach wenigen Wochen ein ausgereiftes Konzept auf dem Tisch. Schon im Juni 2016 hatte die Bezirksregierung den vorzeitigen Rückbau der Spundwand genehmigt, womit wir dann die Mindener Firma Heitmann beauftragt hatten. Als wir dann am 27. August 2016, nur fünf Monate nach der Vereinsgründung, nach Detmold melden konnten: „Spundwand gezogen und Böschung gesichert“, haben wir aufgeatmet und waren zugegebenermaßen auch ganz schön stolz. Als die Bezirksregierung nach dem Umbau auch die Freigabe zur Nutzung der Anlage erteilt hatte, ist etwas Ruhe eingekehrt.
Wir haben in den letzten Jahren viele Projekte bei den Mitgliederversammlungen einstimmig beschlossen und das Areal stetig weiter entwickelt. So gibt es seit dem letzten Jahr einen mobilen Toilettenwagen und einen Container für Rasenmäher und Werkzeug. Die Rasenpflege übernehmen wir jetzt selber und können damit einiges an Kosten einsparen. Neben den Dauerstellplätzen für Wohnmobile gab es im letzten Jahr rund 600 Übernachtungen von Tagesgästen am Schiffsanleger. Zudem wurden von Wassersportlern rund 560 Boote an der Slipanlage zu Wasser gelassen. Petershagen kann mit sanftem Tourismus sicherlich auch ein wirtschaftliches Wachstum erreichen. Wir haben mit dem Schiffsanleger noch viel Potenzial und neue Ideen im Förderverein.
Was ist ihr aktuelles Projekt zur Weiterentwicklung des Areals?
Wir haben einen Kühlauflieger gekauft, den wir derzeit individuell ausbauen. Ein solcher Auflieger hat den Vorteil, dass er gut isoliert ist und jederzeit weggefahren werden kann. Aktuell werden dort Fenster und Türen eingebaut und mittels Raumteilern in zwei voneinander getrennte Bereiche unterteilt. So können wir ab dem nächsten Jahr auf den Wohnwagen für den Platzwart verzichten, denn er zieht mit seinem Büro in den neuen Auflieger. Gedanklich haben wir uns von einem Anschluss an das Stromnetz verabschiedet — das sprengt unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten. Auf dem Auflieger werden wir Photovoltaikanlagen mit bis zu 7,5 Kilowatt platzieren. Im Unterbau sollen Akkus für die Stromspeicherung sorgen. Damit haben wir genug Energie, um den Auflieger zu versorgen und bieten Touristen auch an, das E-Bike oder Wohnmobil einmal aufzuladen. Der Auflieger soll im nächsten Frühjahr einsatzbereit sein und als Begegnungsstätte für Vereinsmitglieder und Touristen dienen. Der Förderverein ist finanziell gut aufgestellt, sodass wir weiter in Neuerungen investieren können. So bekommen wir beispielsweise einen zweiten Platzwart, um länger für die Besucher vor Ort sein zu können.
Sie sind jetzt seit gut sieben Jahren als Vorsitzender des Fördervereins aktiv. Wo möchten Sie den Schiffsanleger Heisterholz in weiteren sieben Jahren sehen?
Ich wünsche mir, dass der Schiffsanleger Heisterholz ein touristisches Highlight wird und sich zu einer richtigen Größe unserer Gegend entwickelt. Da sich die Anlage im Überschwemmungsgebiet befindet, sind große Bauten, eine feste Stromversorgung sowie Wasser und Abwasser nur schwer möglich. Vielmehr wollen wir weiter auf mobile Container setzen, um weitere Angebote zu realisieren. Wir haben jetzt schon gesehen, dass das gut funktioniert. Weiterhin würde ich mir wünschen, dass ein umfangreiches touristisches Konzept für das Areal rund um den Schiffsanleger entwickelt wird, bei dem die Stadt, der Kreis und die Bezirksregierung zusammen arbeiten. Wir haben hier ein Juwel an der Weser und sollten es auch so nutzen.