Von Daniel Grüning, Biologische Station Minden-Lübbecke
Den schnellen Flugkünsten der Schwalben über dem Garten oder der benachbarten Wiese hat wohl jeder schon einmal gebannt zugeschaut. Bei uns brüten zwei Schwalbenarten regelmäßig an und in den Gebäuden vor allem im ländlichen Raum, die Mehl- und die Rauchschwalbe. Unsere kleinste Schwalbenart, die Uferschwalbe, brütet an Steilwänden von naturnahen Fließgewässern. Für diese Art wird es im kommenden Jahr einen eigenen Artikel geben. Der Mauersegler, der im Flugverhalten den Schwalben sehr ähnelt, gehört übrigens nicht zur Familie der Schwalben, sondern zu den Seglern.
Die Mehlschwalbe ist gut an ihrem weißen Schwanzbürzel zu erkennen. Sie ist im Vergleich zur Rauchschwalbe etwas kleiner, weist einen kürzeren, eingekerbten Schwanz auf und hat eine leuchtend weiß gefärbte Unterseite. Bei der Rauchschwalbe wiederum ist das Gefieder auf der Oberseite glänzend blauschwarz und der Bauch cremeweiß gefärbt. Das Gesicht hat eine braunrote Färbung. Im Flug ist der arttypische tiefgegabelte Schwanz mit den lang ausgezogenen Enden gut zu erkennen.
Alle Schwalbenarten sind bei uns Zugvögel. Sie verbringen den hier insektenarmen Winter in Afrika. Die Rauchschwalbe kommt Anfang April etwas früher aus dem Winterquartier zurück als die Mehlschwalbe. Diese ist meist Anfang Mai mit nennenswerten Anzahlen wieder zu beobachten.
Rauch- und Mehlschwalbe sind als typische Kulturfolger zur Brutzeit auf Gebäude angewiesen. Rauchschwalben bauen ihre Nester ausschließlich in Gebäuden, die einen ständig geöffneten Ein- und Ausflug gewährleisten. Dies sind zumeist Stallungen von Kühen oder Pferden, aber auch Scheunen oder Schuppen. Die Rauchschwalbe profitiert von einer offenen Stallhaltung mit genügend zugfreien Nistmöglichkeiten im Innern. Geschlossene Tierställe, wie etwa bei der konventionellen Schweinehaltung üblich, können von Rauchschwalben nicht genutzt werden. Die Mehlschwalbe baut ihre Nester außen an Gebäuden, meist gut geschützt direkt unter der Dachtraufe. Am Rittergut Schlüsselburg etwa brütet mit einigen duzend Brutpaaren eine besonders große Mehlschwalbenkolonie.
Als Baumaterial für die Nester wird Lehm verwendet. Diesen finden die Schwalben oft in der Nähe, wenn die Weidetiere draußen gehalten werden und durch den Viehtritt offene Bodenbereiche entstehen können.
Die Mehl- und die Rauchschwalbe stehen auf der Roten Liste und werden in NRW als „gefährdet“ eingestuft. Auch im eigenen Garten oder am Wohnhaus kann jeder etwas zum Schutz unserer Schwalben beitragen. Da sie sich von Fluginsekten ernähren, sollten im Garten möglichst viele insektenfreundliche Gehölze, Stauden und andere Blühpflanzen ihren Platz finden. Außerdem unterstützt man den Bruterfolg, wenn die selbstgebauten Nester am Haus geduldet oder aktiv Nisthilfen angebracht werden. Gegen den Kot an der Hauswand können sehr effektiv Bretter unter den Nestern angebracht werden, die den Kot zurückhalten. Auch so können wir uns dann auf das nächste Frühjahr mit vielen Schwalben freuen.