Von Daniel Bake
Petershagen-Lahde. Das Fundmaterial und die Grabungsdokumentation einer Ausgrabung in Lahde wird aktuell ausgewertet. Begonnen hatte alles im Jahr 2005 als eine kleine Ausgrabung sich zu einer der größten mittelalterlichen Siedlungsgrabungen in der Region entwickelt. Bis 2007 wurde in Petershagen-Lahde auf dem Flur „Auf dem Ufer“ eine Fläche von rund 12.000 Quadratmetern von den Archäologen untersucht und eine Wüstung des Mittelalters ausgegraben. Die Wissenschaftler entdeckten eine Scheibenfibel mit Kreuzmotiv, Keramikgefäße, Werkzeuge für die Lederverarbeitung und Tuchherstellung, sowie Messer, Webgewichte, einen beinernen Kamm, Nadeln und Pfeilspitzen. Völlig unerwartet stießen die Ausgräber 2006 auch auf die Reste eines Pferdes aus dem 9. Jahrhundert, welches im Block geborgen wurde und noch heute in einer Scheune in Lahde schlummert. Der kurioseste Fund der Grabung war ein 15 Zentimeter langer und 1,1 Kilogramm schwerer Backenzahn eines Mammuts. Er wurde in einem der mittelalterlichen Häuser entdeckt und sorgte bundesweit für Aufsehen. Das zum damaligen Zeitpunkt größte mittelalterliche Haus in Ostwestfalen, welches die Archäologen ebenfalls dokumentierten, gerät da schon fast ins Hintertreffen. Der Befund des Hauses lässt vermuten, dass das Haus rund 22 Meter lang und ca. neun Meter breit war. 2007 entdeckten die Archäologen schließlich auch noch ein Gräberfeld mit 23 Gräbern aus dem sechsten Jahrhundert nach Christus.
Der 24. Tag der archäologischen Denkmalpflege in Ostwestfalen-Lippe fand auf Grund der besonderen Funde im Jahr 2006 in Lahde statt. In diesem Zusammenhang veranstaltete die Gruppe „Experimentum“ am 6. Mai ein Mittelalterfest in Lahde, des Weiteren fand eine öffentliche Tagung mit zahlreichen Vorträgen zum Mittelalter im Schulzentrum Lahde, zwei Führungen über die Ausgrabung sowie eine Sonderausstellung zum mittelalterlichen Leben in Lahde statt.
Bereits im Mai 2017 berichtete die Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen e.V. (GeFAO) auf ihrer Internetseite, dass im Jahr 2016 dank einer finanziellen Zuwendung des Landes NRW eine Sichtung des Materials der Grabung, samt einer ersten zeitlichen Einordnung und der Anlage eines vorläufigen Bestandskatalogs, in Auftrag geben werden konnte.
Weiter hieß es, dass mit der Bearbeitung von 332 Kartons eine freiberufliche Archäologin betraut wurde. Bis Anfang 2017 wurden der Meldung nach Scherben sortiert und gezählt, Knochenmaterial gewogen und Notizen zur weiteren Bearbeitung angefertigt. Das Fundmaterial sollte im nächsten Schritt gewaschen und beschriftet, aussagekräftige Funde gezeichnet und die Grabungsdokumentation sollte digitalisiert werden. Erst nach Abschluss der Vorarbeiten sollte die eigentliche Auswertung und die abschließende Interpretation der Grabung folgen.
Den Schwerpunkt der einstigen Siedlung verortete die GeFAO, laut ihrer damaligen Mitteilung, in das 9. bis 13. Jahrhundert. In einer Pressemitteilung der LWL-Archäologie aus dem Jahr 2006 mutmaßte man, dass die Menschen im 8. bis zum 13. Jahrhundert „Auf den Ufern“ gelebt und gearbeitet haben. Mittlerweile sei man sich allerdings sicher, dass die Siedlung ins achte Jahrhundert, also in die vorkarolingische Zeit zurückreiche.
Aktuell liegen die Funde der Grabungskampagnen 2005 bis 2007 wie ein riesiges Puzzle verstreut in der Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen in Bielefeld, die die Auswertung nun vornehmen will.
Weitere Informationen gibt es auch unter www.gefbdml.de