Mittwoch, 20. November 2024

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Aus dem Leben Petershäger Wildschweine – Konflikte mit dem Naturschutz und den Zielen der Schutzgebiete

Petershagen. In der letzten Ausgabe des Petershäger Anzeigers wurde die Lebensweise des Schwarzwildes betrachtet. In den Naturschutzgebieten entlang der Weser gibt es jedoch einige Besonderheiten, die zu Konflikten mit dieser urigen Wildart führen. Dabei spielen die Ziele des Naturschutzes und die Interessen der Landwirtschaft eine wesentliche Rolle.

Bei dem diesjährigen Wesertag in Windheim haben sich viele hungrige Helfer gefunden, die bei der Lösung mindestens einer Herausforderung des Artenschutzes in dem Naturschutzgebiet Weseraue geholfen haben. Wildschweinbraten und Wildschweinburger vom Grill helfen tatsächlich den Bodenbrütern und Schilfbewohnern. Natürlich hat das Schwarzwild ebenso eine Daseinsberechtigung wie der Kiebitz, der Flussregenpfeifer oder andere Bodenbrüter. Aber der geschützte Lebensraum der Naturschutzgebiete beherbergt neben den zu schützenden Arten eben auch Wildschweine in einer nicht unerheblichen Zahl. Dieses führt zu Konflikten mit dem behördlichen Naturschutz und den mit der EU vereinbarten Zielen dieser Schutzgebiete. Die Weseraue soll vorrangig als Brut und Rastgebiet für gefährdete Vogelarten dienen. Deren Bestandsentwicklung ist ein Maß für die Qualität des Naturschutzgebietes. Wie auch der Fuchs, Waschbär oder Marderhund nimmt auch das Wildschwein bei der Nahrungssuche keinerlei Rücksicht auf diese Ziele.

Werden die Vorgaben des Artenschutzes nicht mehr erreicht, müssen Maßnahmen zur Stabilisierung beziehungsweise zur Verbesserung der Bestandszahlen ergriffen werden. Die Flächen können für Wildschweine weniger attraktiv gestaltet werden oder aber das Nahrungsangebot müsste verschlechtert werden. Auch eine großflächige Einzäunung ist denkbar.

Alle diese Möglichkeiten führen aber zu einem erheblichen Eingriff in die Naturschutzflächen oder aber in die Eigentumsrechte der umliegenden Landwirte. Daher soll das Schwarzwild in diesen Bereichen verstärkt bejagt werden, um so die Populationen auf ein vertretbares Maß zu begrenzen.

Auch die Landwirtschaft hat keine große Freude an den Wildschweinen der Weseraue. Die Felder und Wiesen im Umfeld der Naturschutzgebiete dienen als willkommene Nahrungsquelle. Raps, Weizen und besonders der Mais wird bevorzugt verspeist. Auch als Lebensraum werden die angrenzenden Mais und Rapsfelder in den Sommermonaten sehr gerne angenommen.

Leider richten die Wildschweine in den Feldern oft erheblich Schäden durch Fressen, Lagern, aber auch durch Wühlen nach Insektenlarven, Kleinsäugern und Wurzeln an.

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Die örtlichen Jäger sind verpflichtet, die von Wildschweinen angerichteten Schäden dem jeweiligen Landwirt zu erstatten. Dieses ist in NRW über das Jagdrecht gesetzlich geregelt.  Entsteht Wildschaden, wird dieser entweder direkt zwischen Jägern und Landwirten verhandelt oder aber es wird ein vereidigter Sachverständiger bestellt. Dieser ermittelt die Schadenshöhe anhand der in NRW vorgeschriebenen Richtsätze. In einem Jahr mit vielen Schäden können das mehrere tausend Euro pro Revier sein.

Die Jäger des Ortes tragen daher das volle Risiko für solche Wildschäden. Das ist besonders ärgerlich, wenn aufgrund von Verordnungen in angrenzenden Naturschutzgebieten nicht gejagt werden darf. Damit wird dem Jäger das einzige wirksame Mittel zur Begrenzung der Schwarzwildpopulation genommen. Eine enge Zusammenarbeit von Behörden, Landwirten und jagenden Naturschützern ist daher besonders wichtig und sinnvoll.   

Schwarzwild darf aber keinesfalls nur auf die von ihnen verursachten Schäden reduziert werden oder gar als Schädling dargestellt werden. Die wachsenden Populationen sind vorrangig auf anthropogene – also menschliche – Einflüsse zurückzuführen. Daher muss der Mensch objektiv und fair mit dieser Wildart umgehen. Eine ordentliche Bejagung ist geeignet, die Population zu regulieren und hervorragende Lebensmittel zu produzieren. Wer sein Fleisch von den örtlichen Jägern bezieht, braucht sich über artgerechte Haltung keine Gedanken machen. Mehr Regionalität und mehr Bio geht nicht.

Text: Jens Sachs, Fotos: privat

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