Mittwoch, 20. November 2024

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Meine Meinung: Geschehnisse um Naturschutz, Jagd und Jäger

In unserer neuen Serie „Meine Meinung“ kommen künftig Leserinnen und Leser zu Wort, die aus ihrer Sicht Sachverhalte, Regelungen und Ereignisse kommentieren, die Menschen in Petershagen und Umgebung bewegen.

Den Beginn macht in dieser Ausgabe Willi Traue aus Friedewalde, der sich im Bereich Naturschutz und Jagd engagiert. Wenn auch Ihnen etwas auf dem Herzen liegt, melden Sie sich gerne bei uns.

Von Willi Traue

Naturschutz war und ist wichtig. Das haben die Jäger und Naturschützer seit langem erkannt und auch danach gehandelt. Es sind Biotope entstanden, die für den Naturhaushalt äußerst wichtig sind. Leider ist es so, dass kaum noch Flächen für solche Dinge zur Verfügung stehen. Man ist bemüht, jeden Quadratmeter Land bezuschussen zu lassen. Hier muss ein Umdenken erfolgen. Neue Biotope müssen bevorzugt gefördert werden, es muss aufgeforstet werden. Dem Wald und den Bäumen muss nach zwei trockenen Jahren in Folge geholfen werden. Er befindet sich in einer enormen Stresssituation – nein, unsere Erde ist in dieser katastrophalen Lage. An dieser Situation ist nur der Mensch Schuld. Wir alle wissen es und machen immer so weiter. Wissenschaftler haben errechnet, dass die Erde den Menschen noch 30 Jahre erträgt. Und dann? 

Dann sucht man den Schuldigen. Einen Übeltäter hat man, unser Schalenwild (weidmännische Bezeichnung für zu den Paarhufern zählende Wild-Arten wie Rot-, Dam-, Reh- und Schwarzwild). Es verbeißt und schält, macht also großen Schaden im Wald. Dieses muss also zum Schutz des Waldes geschossen werden. Es werden Drückjagden — auch Treibjagd genannt — angesetzt bei denen das Wild in den Dickungen von Hunden und Treibern aufgespürt wird und den Jägern vor die „Büchse“ läuft. Eine ausleesende Bejagung ist vielfach nicht mehr möglich, da das Schalenwild den Einstand nur noch in der Nacht verlässt. Warum? Weil es immer wieder von Spaziergängern mit und ohne Hund beunruhigt wird. Diese Drückjagden sind also ein notwendiges Übel geworden. Und die Qualität des Wildbret (Wildfleisches) welches dabei erlegt wird, leidet unter den Stresshormonen. Außerdem werden in zunehmendem Maß Rehböcke geschossen, die früher nur eine begrenzte Jagdzeit hatten. Der Gesetzgeber hat auf den Druck reagiert. Böcke sind nun ebenso wie das weibliche Wild bis zum 15. Januar zum Abschuss freigegeben. 

Durch diese Maßnahme ändert sich das Geschlechterverhältnis für Rehwild im höchsten Maß negativ. Ein Verhältnis von 1:1 ist sinnvoll, hat aber nie gestimmt — denn jeder Jäger möchte auch einen Bock erlegen. Aber die Jagd hat auch mit Geld zu tun. Im Staatswald wird bezüglich der Drückjagd jeder Hochsitz besetzt und kostet circa 100 Euro für 3 Stunden Ansetz. Die Bezirke werden verkauft, Größen von 100 Hektar zu 35 Euro pro Hektar. Früher hat es geheißen „Waidmännisch Jagd wie sich‘s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt“. 

Geht es hier nur um Geld? Haben wir die Achtung vor der Kreatur verloren? Wir Jäger sind verpflichtet, Sorge zu tragen für alle Kreaturen. Aber das ist der Gesetzgeber auch. Den Jägern wird per Gesetz im höchsten Maße erschwert ausgleichend einzugreifen. Ebenso ist der Einsatz von Nachtzielgeräten verboten, aber besitzen darf man sie schon. Da die Schweinepest bis auf 60 Kilometer an Deutschland herangerückt ist und das Ausbrechen der ASP die Kleinigkeit von 30 Milliarden Euro kostet, wird eine schärfste Bejagung der Wildschweine gefordert. Aber wie soll das ohne Hilfsmittel gehen? Außerdem nimmt die Gegnerschaft gegenüber Bauern und Jägern, die eine naturverbundene Tätigkeit nachgehen, zu. Aktuell sind die Bauernproteste immer wieder in den Medien aktuell. Mit welchem Recht wird ein Landwirt als Barbar beschimpft, der seinen Weizenacker gegen Krähenfras schützt, indem er eine erlegte Krähe dort aufhängt? Aber Kritik gegen einige Praktiken in der Landwirtschaft sei erlaubt. 

So ist es nicht notwendig Gräben, Ränder und Böschungen schon im Monat Juni zu mulchen, denn dort brütet unter anderem die Goldammer, die damit vernichtet wird. Sowie unzählige Insekten ebenso. Auch müssen wir davon ausgehen, dass 70 bis 80 Prozent der Insekten vernichtet wurden. Was großen negativen Einfluss auf unsere Singvögel und alle Bodenbrüter hat. 

Die Zahl der Wölfe in Deutschland steigt weiter an.       Foto: ALEXANDRE – stock.adobe.com

Es ist unter anderem auch nicht zu verstehen, dass der Wolf nicht dem Jagdrecht unterliegt. Nach Angabe der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes leben in Deutschland in der freien Wildbahn 1.300 Wölfe (Stand 2017) und der Bestand wird sich etwa alle drei Jahre verdoppeln. So haben Wölfe im Jahr 2017 1.667 Nutztiere getötet – das sind 55 Prozent mehr als 2016. Problemwölfe – Wölfe, die die Scheu vor den Menschen abgelegt haben – müssen entnommen werden. Aber das muss rechtssicher und europarechtskonform für die Jäger sein. Es leben in Deutschland 111 Rudel und der Wolf hat auch sehr wohl ein Existenzrecht. Aber der Bestand darf nicht aus der Kontrolle geraten. Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass der Wolf ein gefährliches Raubtier ist, das pro Tag 5 Kilogramm Fleisch benötigt und schon etliche Reviere in den neuen Bundesländern leer gefressen hat. Diese Reviere sind kaum noch zu verpachten, sodass für die dortigen Jagdgenossen ein hoher materieller Schaden entstanden ist. Jetzt wird mancher Leser denken, alles nicht so schlimm – Wölfe nicht, Krähen nicht, Waschbär auch nicht und dem Wald geht es gut. Es ist also viertel vor Zwölf. Aber das ist nicht so. Es ist viertel nach Zwölf.

Foto: privat (1)

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